Die Gesamtperformance der österreichischen Pensionskassen lag im ersten Halbjahr 2017 bei 3,32 Prozent. Die überbetrieblichen Pensionskassen erwirtschafteten 3,53 Prozent, die betrieblichen Pensionskassen 1,31 Prozent. Die durchschnittliche Rendite der 26 offenen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften der überbetrieblichen Pensionskassen lag – unabhängig von der gewählten Veranlagungsausrichtung – bei 2,76 Prozent. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Mercer.
„Die Performance einiger Pensionskassen ist sehr zufriedenstellend. Teilweise liegen die aktuellen Werte im ersten Halbjahr sogar über den Gesamtjahreswerten aus dem Jahr 2016“, so Michaela Plank, Expertin für Betriebliche Altersvorsorge bei Mercer. „Innerhalb der überbetrieblichen Pensionskassen zeigen sich jedoch beträchtliche Performanceunterschiede, welche unter anderem der Volatilität und Duration geschuldet sind. Gründe für die Zuwächse im ersten Halbjahr waren einerseits die positive Entwicklung der Aktien in Euro. Andererseits trugen gute Unternehmenszahlen ihren Teil zur Hochstimmung an den Märkten bei.“
Aufgrund der unverändert defensiven Veranlagungsausrichtung (gemäß Definition der Österreichischen Kontrollbank OeKB) der betrieblichen Vorsorgekassen konnten diese nicht im gleichen Ausmaß wie die Pensionskassen von der positiven Entwicklung der Aktienmärkte profitieren. Dennoch ist das Halbjahresergebnis der Vorsorgekassen erfreulich. So lag der Gesamtdurchschnitt der Performance der Vorsorgekassen im ersten Halbjahr 2017 bei 1,09 Prozent. Die Bandbreite der Rendite bewegte sich zwischen 1,88 Prozent und -0,27 Prozent.
Auch bei den Vorsorgekassen gab es beträchtliche Abweichungen zwischen den einzelnen Kassen, die vor allem auf die Duration und Aktienentwicklung in den USA zurückzuführen zu sind. Die besten Performance-Ergebnisse erzielten die Valida (1,88 Prozent), gefolgt von der fair-finance (1,58 Prozent) und der APK (1,37 Prozent).
Im laufenden Wahlkampf in Österreich spielt das Thema Pensionen bis dato keine Rolle. Sozialminister Alois Stöger hat wiederholt betont, dass die staatlichen Pensionen sicher und „derzeit keine weiteren Reformen nötig“ seien. „Eine positive Nachricht sollte man meinen, jedoch nicht nachvollziehbar“, meint dazu Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer in Österreich. „Im Hinblick auf das Budget-Defizit in Milliardenhöhe sehe ich sehr wohl die Notwendigkeit weiterer Reformen. Höhere Beiträge zum System als Lösung zu bezeichnen, ist zu kurzfristig gedacht. Denn steigende Pensionskosten werden letztlich wieder durch höhere Steuereinnahmen bzw. neue Schulden finanziert – eine nachhaltige Schädigung für die kommenden Generationen.“
Berechnungen im Zuge der Einführung des Allgemeinen Pensionsgesetzes (APG) und der Umsetzung mit dem Pensionskonto ab 1. Januar 2014 zeigen, dass jetzige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Zeitpunkt der Pensionierung eine wesentlich geringere Pension erhalten werden.
„Die Lösung ist daher ein System, das auf mehreren Säulen ruht. Die staatliche Pensionsvorsorge soll dabei nicht geschwächt werden, sondern langfristig finanzierbar bleiben. Die 2. und 3. Säule sind notwendige Ergänzungen für eine stabile zukünftige Pensionsentwicklung“, so Plank.
Eine mögliche Vorgehensweise für eine deutliche Ausweitung der 2. Säule, der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), ist derzeit in Deutschland zu beobachten. Dort wurde Anfang Juli eine der umfassendsten Reformen der arbeitgeberfinanzierten Zusatzvorsorge beschlossen – das Betriebsrentenstärkungsgesetz.
„In Deutschland haben die Parteien erkannt, dass die Zukunftsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger eine Stärkung der zusätzlichen Säule in Form der betrieblichen Altersvorsorge braucht“, betont Plank. „Das würden wir uns für Österreich auch wünschen.“ Eine der größten Hürden bei den Verhandlungen in Deutschland war die Abschaffung von Garantien in der betrieblichen Altersvorsorge – ein System, das in Österreich seit Jahren gelebt wird. In Österreich haben die Pensionskassen, die zumeist keiner Garantieverpflichtung unterliegen, auch über die schwierigen letzten Jahre eine gute Performance erzielt – im langjährigen Durchschnitt waren es über 5,5 Prozent.
Die neuen, rein beitragsorientierten Zusagen werden in Deutschland über kollektivvertraglich ausverhandelte Pensionspläne eingerichtet. Das soll einerseits sicherstellen, dass die angebotenen Produkte eine gewisse Qualität aufweisen, andererseits soll durch die sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen auch das Vertrauen in das neue System gestärkt werden.
„Hierzulande hätten wir die Chance, mehr als 90 Prozent der Unternehmen zu erreichen. Eine Verankerung von betrieblichen Vorsorgeplänen im Kollektivvertrag würde die Einführung erleichtern und könnte helfen, auch KMU das Angebot schmackhaft zu machen – ohne dabei jedoch ein Obligatorium zu schaffen“, erklärt Papousek.
„In einem ersten Schritt wäre es wichtig, ein Modell der Entgeltumwandlung zu schaffen, das einfach in Kollektivverträge eingebaut werden könnte. Damit würde sichergestellt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich die Möglichkeit haben, für die eigene Pension steuerschonend vorsorgen zu können“, ergänzt Plank. In Deutschland besteht eine solche Entgeltumwandlung, die auf Nachfrage der Beschäftigten verpflichtend anzubieten ist, schon seit 2002.
„Ein System, das darauf vertraut, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst für ihre Altersvorsorge aktiv werden, wird jedoch nicht ausreichen, um das derzeitige Pensionsniveau in den kommenden Jahren zu sichern“, betont Plank.